Baum-Sachverständige gegen wahllose Rodung von Eschen (Fraxinus excelsior)

Die Esche ist eine wichtige Laubbaumart, die in Europa weit verbreitet ist. Sie bevorzugt frische bis feuchte Standorte im Halbschatten, kommt aber auch auf trockenen Kalkstandorten vor. Dies zeugt von einem enormen Anpassungspotential und hoher Standorttoleranz dieser Baumart. Seit etwa 2005 wurden in Österreich erste Krankheitssymptome des Eschentriebsterbens beobachtet und mit dem Auftreten eines Schlauchpilzes kausal in Zusammenhang gebracht.

http://www.stadtbaum.at/index.php/eschentriebsterben

Hat man zu Beginn der Krankheit von einem „Triebsterben“ gesprochen, weiß man heute, dass das Eschentriebsterben sich zu einem Eschensterben gewandelt hat. Der eingeschleppte Schlauchpilz Hymenoscyphus fraxineus infiziert mittels Sporen die Eschenblätter, wächst in Triebe und Zweige ein und bewirkt dort das Absterben der Rinde und des Holzes. Was mit einem vorzeitigen Blattfall und Welke beginnt, führt letztlich zum Absterben ganzer Äste, Kronenteile und des gesamten Baumes.

Diese Entwicklung wird durch das Hinzukommen weiterer biotischer Faktoren, wie z.B. Hallimasch und Eschenbastkäfer verschärft.

Vorsorgliche Fällung und Betretungsverbot

Besonders in Niederösterreich wird derzeit die rigorose Fällung von Eschen entlang von Straßen und Wegen aus „Sicherheitsgründen“ heftig diskutiert und auch durchgeführt (Tulln, St. Pölten, Neunkirchen, u.a.). Auslöser dafür ist die Beobachtung einiger Forstexperten, dass „Eschen ohne Vorwarnung und auch bei Windstille umkippen, weil der Pilz ihre Wurzeln absterben lässt“. Dass große Waldgebiete nicht in wenigen Tagen hinsichtlich Verkehrssicherheit überprüft werden können, scheint logisch, weshalb aus Sicht der Waldbesitzer eine befristete Sperre auch Sinn macht.

Die Behauptung, dass „Eschen ohne Vorwarnung auch bei Windstille umkippen“, kann jedoch nicht unkommentiert bleiben. Richtig ist, dass die „Warnsignale“ nicht immer für jedermann leicht erkennbar sind. Wenn Bäume „ohne Warnsignale“ plötzlich umfallen, hat dies jedenfalls andere Ursachen, die mit dem Eschen(trieb)sterben und dem Auftreten einer Wurzelfäule nichts zu tun haben. Im städtischen Bereich sind dies meist Grabungsarbeiten im Wurzelbereich, die zu Wurzelabrissen geführt haben. Im Wald können Wurzelschäden bei der Neuerrichtung von Forststraßen zu derartigen Schäden führen. In seltenen Fällen, meist in wechselfeuchten Auwaldstandorten kann auch ein mit Wasser übersättigter Boden dazu beitragen, dass die Haltekraft der Wurzeln reduziert wird und auch gesunde (meist besonders gut belaubte) Bäume plötzlich ohne Anzeichen umkippen. Daraus ergibt sich aber keine Haftung für den Baum/Waldbesitzer.

Ein mit holzzerstörenden Pilzen befallenes Wurzelsystem führt bei fortschreitender Holzzerstörung in jedem Fall zu Symptomen in der Baumkrone, die von einem Baumsachverständigen bei ordnungsgemäßer Baumkontrolle auch erkannt werden müssen. Je nach Pilzart kommt es zu einer Kronenverlichtung, Kleinblättrigkeit, Einziehen der Baumkrone, Hebung des Wurzeltellers an der vom Wind zugewandten Seite, Nekrosen am Stammfuß und vieles mehr. Diese Schadensymptome müssen bei einer Baumkontrolle vom Fachmann erkannt und richtig beurteilt werden. Wozu gibt es geprüfte Sachverständige, die sich laufend für eine Zertifizierung bilden müssen, wenn sie sich „plötzlich“ von jeder Verantwortung zurückziehen und lieber alle Eschen zur Schlägerung/Rodung freigeben. Diese sogenannten Experten sollten sich von ihrer Sachverständigentätigkeit zurückziehen, denn sie schaden dem Ansehen jener, die nach dem letzten Stand der Technik Bäume (auch Eschen) begutachten, differenziert beurteilen und für ihre Empfehlung auch die Verantwortung übernehmen.


An Eschen, die ein erhöhtes Risiko hinsichtlich ihrer Verkehrssicherheit aufweisen, ist zumindest das „deutliche Einziehen“ der Krone (Selbstschutz des Baumes, Verringerung des Windsegels) sowie Veränderungen an der Borke/Rinde im Bereich des Wurzelhalses/Stammfußes erkennbar.

Die vorsorgliche Fällung aller Eschen, auch der gesunden, ist nicht nur nicht notwendig, sondern verringert auch die Chancen der Ausbildung einer natürlichen Resistenz, die für die Erhaltung der Baumart Esche so wichtig wäre.

                                              

Die Gerichtssachverständigen                                     

Ing. Karl Heinz Walzer Dr. Dipl.Ing. Christian Tomiczek Ing.Peter Schabel
Ing. Martin Steinbauer Dipl.Ing. Rainer Klima Ing. Peter Libowitzky
Dipl. HLFL Ing. Werner Münzker Ing. Josef Klaffenböck Gtm. Karl Franz Wittmann
Ing. Alfred Bieberle Ing. Herbert Eichhorn Dipl. Ing. Gerhard Wirth
  Gtm. Walter Kirchner